Zahnbürste oder Aktie?
Warst Du auch schon mal auf der Suche nach einer neuen Zahnbürste? Hast Du Testberichte gelesen, welche am besten zu deinen Bedürfnissen passt? Hast Du den Preis in Relation zum Gegenwert gesetzt und dich umgeschaut, ob in deiner Umgebung schnell verfügbare Ersatzköpfe zu beschaffen sind?
Hast Du geprüft, was die Vor- und Nachteile eines bestimmten Geräts sind? Sei es der Stromverbrauch, die Haltbarkeit, die Putzleistung usw.?
Gratuliere! Das sind wesentliche Recherchen, die Du da angestellt hast.
Und bei Aktien? Anteile an real existierenden Wirtschaftsunternehmen, wie zum Beispiel Hersteller von Zahnbürsten. Hast Du da ebenfalls versucht, herauszufinden, ob der Preis in Relation zum Gegenwert steht? Hast Du dir die Bilanzen angesehen und geprüft, wie es um die finanzielle Situation des Unternehmens bestellt ist? Wie hoch die langfristigen Schulden sind und wie hoch die verfügbaren Cash-Reserven.
Hast Du geprüft, ob die Produkte oder Dienstleistungen effektiv die Kunden erreichen und was die Vor- und Nachteile des Unternehmens am Markt gegenüber der Konkurrenz sind?
Oder hast Du für die 100€ Zahnbürste mehr Zeit in die Recherchen investiert als in die Auswahl an Unternehmensanteilen?
Das wäre fatal. Aber leider öfter die Realität als der gesunde Menschenverstand erlaubt. Dann ist es natürlich auch kein Wunder, wenn die eigene Rendite-Performance baden geht.
Ich kann nur dringend dazu raten, mit einer gewissen Ernsthaftigkeit an die Sache heran zu gehen. Immerhin geht es bei einer Aktien-Investition um Geld, das man sich vorher erst auf andere Weise verdienen musste. Warum sollte man also sein Geld wahllos in den Markt werfen? - Quasi mit verbundenen Augen.
In etwa nach dem Motto Augen zu und durch und dabei beide Daumen drücken, dass am Ende etwas Gutes dabei raus kommt. Damit würde man seiner eigenen, vorangegangenen Arbeit, das Geld erst mal zu verdienen, keinen Respekt zollen.
Aktien sind keine Sticker-Bildchen, die man auf dem Schulhof hin und her tauscht. Aktien sind Anteile, die Du an einem Unternehmen erwerben kannst. Mach dir bewusst, dass Du damit Mit-Besitzer an einem Unternehmen wirst. Wie geil ist das denn bitte?!
Ich glaube, in der heutigen Zeit wären viele Leute gerne der Chef von beispielsweise Amazon oder Facebook. Die Leute würden anfangen zu träumen, wie ihr Leben wohl aussähe, wenn sie Chefs der genannten Unternehmen wären. Warum sich also nicht per Aktien an diesen Unternehmen und deren Erfolgen beteiligen?
Das soll nicht als Kaufempfehlung für beide Unternehmen gelten. (Selber bin ich in beide nicht investiert ).
Aber es soll ein Denkanstoß sein, dass man sich eben an guten Unternehmen und deren Erfolg beteiligen kann. Das funktioniert natürlich nicht, wenn man Aktien als Zockerei betrachtet, wo man mit 100% Kursgewinn aus dem Spiel geht, nur um sich direkt danach auf die nächste Sammelkarte zu stürzen, in der Hoffnung, wieder 100% Plus zu machen.
Ganz ehrlich: Würde das funktionieren, wären das überirdische Renditen und man wäre dumm, es nicht zu tun. Aber es funktioniert nicht.
Langfristiges Investieren hingegen schon. Auch wenn man hier und da Fehler macht. Genau deshalb kann ich nur dazu raten, sich genau mit dem zu befassen, in das man investieren möchte. Wie bei der Zahnbürste. Besser noch ein bisschen mehr. Denn ein Investment in ein real existierendes Unternehmen ist wahrscheinlich etwas kapitalintensiver als der Kauf einer neuen Zahnbürste.
Kommentar schreiben