Über Vorbilder und Selbstvertrauen

Oftmals, wenn ich in verschiedenen Foren unterwegs bin, lese ich, dass viele Anleger sich selbst nur mittelmäßige Renditen zutrauen. Da wird dann gerne davon berichtet, dass man ja mit 5% Rendite pro Jahr zufrieden sein sollte. Schließlich spiele man als Kleinanleger ja eh nicht in der Liga der Großen mit.
Das finde ich schade und sogar erschreckend. Wieso setzt man seine eigenen Ziele so niedrig an? Dabei entsteht ein ernstzunehmendes Problem: Nämlich, dass man gar nicht mehr bereit ist, besser zu werden, weil man es von vornherein für unmöglich hält.
Meiner Meinung nach sollte man als Investor - egal ob privat oder institutionell - mehr Selbstvertrauen in sich haben. Jetzt könnte manch einer dagegen einwenden, dass es nichts mit geringem Selbstvertrauen zu tun hat, sondern lediglich eine gesunde Demut vor dem Markt ist. Das sehe ich aber anders.
Denn Demut bedeutet nicht, dass man seine langfristige Rendite unter dem Durchschnitt sieht. Demut hat vielmehr mit der Akzeptanz zu tun, dass man nicht immer richtig liegen kann. Aber nicht immer richtig zu liegen, sollte einen nicht davon abhalten, seine Fehler zu analysieren und herauszufinden, wie eine falsche Investment-Entscheidung zustande gekommen ist,- und im besten Fall daraus zu lernen!
Aus diesem Grund sind Vorbilder wichtig. Wer sich als Investor zum Beispiel Warren Buffett zum Vorbild nimmt, wird gerne von seinem Umfeld ausgelacht. Ebenso wird man ausgelacht, wenn man Millionenbeträge als persönliches finanzielles Ziel angibt. In diesem Zusammenhang ist mir ohnehin eine verquere Mentalität in Deutschland aufgefallen. Sobald jemand erzählt, was er erreicht hat, wird ihm unterstellt, er würde lügen, oder er wird als Angeber bezeichnet und die Leute wenden sich vielleicht sogar ab. Wenn mir jemand erzählt, was er alles erreicht hat, dann höre ich zu und frage, WIE er das erreicht hat. Ob seine Ausführungen der Wahrheit entsprechen, werde ich dann schon recht schnell heraushören. Dieser Weg ist meiner Ansicht nach besser, als von vornherein jemanden als Lügner zu bezeichnen. Frei nach dem Motto: Wenn ich es nicht geschafft habe, mit meinem normalen Job Millionär zu werden, dann kann auch kein anderer Millionär werden. Unabhängig davon, welche Wege der andere eingeschlagen hat.
Ich sag ja, verquer!
Das wäre so, als würde ein junger Amateur-Fußballer es als Lüge bezeichnen, dass Ronaldo durch Fußball Multimillionär geworden ist. Oder ein junger Kartfahrer würde bezweifeln, dass es noch weitere Ligen über der des Kartfahrens gibt.
Man stelle sich vor, was aus Arnold Schwarzenegger geworden wäre, wenn er nicht Steve Reeves zum Vorbild gehabt hätte.
Vorbilder sind extrem wichtig für das Weiterkommen in vielen Bereichen des Lebens. Auf die Kapitalanlage bezogen ist es nicht verkehrt, sich Größen wie Munger, Buffett, Ackmann oder sonst wen zum Vorbild zu nehmen.
Stellen wir uns mal vor, wir lernen von Woche zu Woche, von Monat zu Monat und von Jahr zu Jahr immer mehr von dem, was Buffett seit Jahrzehnten lehrt. Dieser Mann ist Multimilliardär. Dass man ihm gegenüber eine gewisse Ehrfurcht hat, leuchtet ein. Aber nun stellen wir uns des weiteren vor, dass wir nach allem, was wir in unserem Investoren-Leben von ihm lernen konnten, nur 1% seines Erfolges verbuchen können.
Wäre das nicht beeindruckend?
Ich finde schon.
Immerhin hat dieser Mann laut Forbes ein Vermögen von 118 Mrd. US Dollar. 1% Davon wären also 1,18 Mrd. $. Ich denke, damit kann man als Privatinvestor schon zufrieden sein ;-)
Und an diesem Beispiel zeigt sich, dass man gut daran tut, sich große Vorbilder zu suchen und nicht schon zu Beginn glauben sollte, man würde ohnehin nur als kleiner Fisch im Pool der Großen untergehen.
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